Der Friedhof St. Johannes Evangelist im Norden des Berliner Stadtbezirks Mitte wird für Bestattungen dauerhaft nicht mehr benötigt. Der südliche Teil an der Barfusstraße ist bereits für Bestattungengeschlossen und entwidmet, hier soll durch ein Bebauungsplanverfahren zügig Baurecht geschaffen werden. Der nördliche Teil dagegen befindet sich im Schließungsverfahrenund kann in Gänze erst langfristig bebaut werden, wenn alle Friedhofsfristen abgelaufen sind. Nun wurden durch einen städtebaulichen Wettbewerb die planerischen Grundlagen für die spätere Umnutzung geschaffen.
„Ein Entwurf, der sensibel mit dem Friedhof umgeht! Der Friedhof wird nicht zu einer Wohnsiedlung transformiert, sondern bleibt als Idee erhalten.“ So kommentierte die Juryvorsitzende Inken Baller den Siegerentwurf aus drei städtebaulichen Entwürfen für eine neue Nutzung des Friedhofs St. Johannes-Evangelist.
Vorausgegangen war ein zweistufiges Gutachterverfahren, das im August 2016 begann und in dessen Aufgabenbeschreibung die Berücksichtigung der denkmalgeschützten Nachbarsiedlungen Schillerhof und Schillerpark, des umfangreichen Baumbestandes und der Besonderheiten des Friedhofs gefordert worden war. Der Wettbewerb war vom Eigentümer, dem Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte, ausgelobt worden, Ausrichter war die STATTBAU Stadtentwicklungsgesellschaft Berlin.
Die städtebaulichen Entwürfe wurden Anfang Januar 2017 zwei Wochen lang im Gemeinschaftsraum der Berliner Wohnungsbaugenossenschaft von 1892 eG in der Barfusstraße, direkt gegenüber dem Friedhof, ausgestellt. Die Bürger waren aufgerufen, einen Entwurf zu nominieren. Es wurden 83 gültige Stimmen abgegeben. Die Entwürfe der beiden Berliner Büros Machleidt und Stadt Land Fluss erhielten gleich viele Stimmen, der Entwurf des Büros Baufrösche (Kassel/Berlin) fand dagegen weniger Befürworter.
Auch in der Auswahlsitzung am 20.Januar 2017, in der neben dem Auslober u.a. Vertreter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, der Landeskonservator, von ICOMOS (UNESCO Weltkulturerbe) und des Stadtplanungsamts Mitte stimmberechtigt teilnahmen, konzentrierte sich die Entscheidung bald auf diese beiden Entwürfe. Die sehr gegensätzlichen Konzepte wurden ausführlich und teils kontrovers diskutiert. In der Abstimmung setzte sich dann jedoch eindeutig der Entwurf des Büros Machleidt in Zusammenarbeit mit reset.Architekten durch.
Der Siegerentwurf schlägt eine „Wald - Siedlung St. Johannes“ vor. Abgeleitet aus der Analyse der umgebenden Siedlungen, die jeweils eigene räumliche und gestalterische Strukturen und Identität aufweisen, wird für das künftige Baugebiet eine neue Form entwickelt, die im starken Bezug zum ehemaligen Friedhof steht. Es werden Baufelder vorgeschlagen, die aus jeweils einem Wohnhof bestehen, der einen sechs- bis siebengeschossigen Wohnturm mit einer drei- bis viergeschossigen Zeile verbindet. Damit wird die Erhaltung der meisten für dieses Gebiet wertvollen Bäume sowie eine hohe Durchlässigkeit zur benachbarten Bebauung erreicht und die Geschichte des Geländes als Friedhof bleibt ablesbar.